Vinos Denominación de Origen La Palma:
Der Consejo Regulador kontrolliert rund 1.100 Winzer und 18 Bodegas
100 Prozent Trauben aus La Palma
und hohe Qualitätsansprüche
Kenner und Auszeichnungen bestätigen es: Die Qualität der Weine mit dem Ursprungssiegel Denominación de Origen La Palma gewinnt selbst international immer mehr an Anerkennung. Das ist auch auf die strengen Richtlinien zurückzuführen, denen die Kellereien des DO-Verbandes unterliegen. Damit sie eingehalten werden, gibt es den Consejo Regulador. Aber wer steckt hinter dem abstrakten Begriff „Kontrollrat“ und wie sieht dessen Arbeit aus? Geschäftsführerin Eva María Hernández Alonso gibt Einblicke.

Die erste, 1993 abgefüllte Flasche mit dem Vinos de la Palma-DO-Etikett: Der Teneguía Negramoll der Bodegas Llanovid trägt die Nummer 000001. Fotos: La Palma 24
- Eva, der Consejo Regulador de la Denominación de Origen La Palma begann 1993 mit seiner Arbeit und blickt somit auf fast ein Vierteljahrhundert Einsatz zurück. Warum haben sich Kellereien der Insel damals freiwillig dieser Aufsicht unterworfen?
Eva Hernández: In diesen Jahren wurden sehr viele Trauben produziert, und da wollten sich ein paar Kellereien differenzieren. Pioniere waren die Bodegas Llanovid, Carballo und Hoyo de Mazo, die gaben den Impuls zur Gründung des Verbandes. Das DO-Siegel sollte dem Verbraucher von Anfang an garantieren, dass sich in den Vinos mit diesem Etikett ausschließlich Trauben von La Palma befinden, die einer Qualitätskontrolle unterliegen.
- War das die Kampfansage gegen die Vermischung von Trauben von der Insel mit Trauben von außerhalb?
Eva Hernández: Ja, und der Consejo Regulador auf La Palma hat von Anfang an sehr streng darüber gewacht, dass es keine Betrügereien gibt. Das wollen wir unter allen Umständen und selbst in ertragsschwachen Jahren vermeiden, denn das wäre eine Katastrophe. Deshalb gibt es neben uns weitere Kontrollinstanzen, um Objektivität und Qualitätssicherung zu garantieren: Das Instituto Canaria de Calidad Agroalimentaria und ein Labor auf Teneriffa, die beide von der Kanarenregierung betrieben werden.

Anlieferung der Trauben in den Bodegas: Mitarbeiter des DO-Kontrollrats überwachen jeden einzelnen der 1.100 Weinbauern im Blick auf die abgegebene Menge.
- Soviel zur Theorie – wie sieht die Arbeit des Kontrollrats in der Praxis aus?
Eva Hernández: Dazu muss man zunächst wissen, dass unterm Dach des Verbandes der DO-Vinos de La Palma heute 18 Kellereien und 1.100 zuliefernde Winzer versammelt sind, die insgesamt 587 Hektar Weinberge mit teils jahrhundertealten Rebsorten bearbeiten. Die Lese auf unserer Insel beginnt wegen der unterschiedlichen klimatischen und geographischen Bedingungen Mitte August und ist erst im November beendet – es ist die längste Ernteperiode in ganz Europa. Um zu vermeiden, dass Fremdtrauben eingeschmuggelt werden, sind unsere Kontrolleure in dieser Zeit sieben Tage die Woche bei der Anlieferung in den Bodegas vor Ort. Zunächst muss jeder Weinbauer angeben, welche Trauben er in welcher Parzelle geerntet hat, und der Kontrolleur hält dies auf einem Formular fest, das wir im Büro in Fuencaliente im Blick auf unsere Datensätze gegenchecken. Um alles perfekt zu machen, werden alle Daten zur nochmaligen Überprüfung ans Instituto Canaria de Calidad Agroalimentaria weitergeleitet.

Verkostungsraum im Kontrollrat-Haus in Fuencaliente: Hier testen Experten alle 15 Tage, ob die Weine der DO-Bodegas die strengen Bedingungen im Blick auf Geschmack und Inhaltsstoffe erfüllen. Foto: La Palma 24
- Das klingt ganz schön aufwändig… Wieviele Mitarbeiter hat der Kontrollrat?
Eva Hernández: Im Büro des Consejo Regulador in Fuencaliente sind wir fünf Mitarbeiter, aber während der dreimonatigen Weinleseperiode stellen wir zusätzlich Kontrolleure für Überwachung der Traubenanlieferung in den Bodegas ein.
- Soviel zur Kontrolle der Quantität – was macht der Kontrollrat, um die Qualität der DO-Vinos La Palma zu garantieren?
Eva Hernández: In unseren Räumen in Fuencaliente befindet sich ein Bereich, in dem wir alle 15 Tage Verkostungen mit fünf Experten durchführen. Denn die Bodgas haben bei ihrem Beitritt zum DO-Verband unterschrieben, dass sie nur Weine abfüllen, die für geeignet befunden werden. Dazu gehört auch die Kontrolle der vertraglich vorgegebenen önologischen Parameter durch Analysen in einem Labor der Kanarenregierung auf Teneriffa. Vinos mit dem Etikett Denominación Orígen de La Palma kommen erst auf den Markt, wenn sie alle diese Prüfungen bestanden haben.

So sehen die Flaschen bei der Degustation im Kontrollrat-Büro aus: Aus Objektivitätsgründen wissen die Verkoster nicht, von welcher Bodega der Wein darin ist.
- Gibt es auch Vinos, die durchfallen?
Eva Hernández: Das kommt eher selten vor, denn die Bodegas kennen ja die strengen Voraussetzungen und machen vor der Abgabe der Degustionsflaschen beim Kontrollrat ihre eigenen Analysen.
- Und mit was beschäftigen sich die Mitarbeiter des Kontrollrats außerhalb der Weinlese?
Eva Hernández: Auch dann geht uns die Arbeit nicht aus, denn wir bearbeiten in dieser Zeit die Subventionen, die es aus Europa, vom spanischen Staat und von der Kanarenregierung für unsere Winzer gibt. So entlasten wir sie, damit sie sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können. Nach der Lese muss jeder einzelne Weinbauer bei uns im Büro vorbeikommen und seine Ernte deklarieren, wir füllen die Subventionsformulare aus und die Winzer müssen nur noch unterschreiben. Das ist mucho trabajo für unser Team… (lacht) Außerdem kümmern wir uns hier um die Internetpräsenz des Kontrollrats sowie um Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Denn unsere Aufgabe ist auch, die DO-Vinos von La Palma zu bewerben.
- Eine Spitzenwerbung sind ja wohl die Weinmessen, die seit vielen Jahren in Los Llanos und seit kurzem in Santa Cruz de La Palma abgehalten werden. Die dort angebotenen Vino-Tapa-Kombis werden offenbar gern genommen…
Eva Hernández: Das kann man so sagen. Auf der FIVIPAL in Los Llanos und beim erst zweiten Encuentro Enogastronómico in Santa Cruz gingen 2017 jeweils tausende Gläser Wein und Appetithäppchen über die Tresen der Stände. Den Besuchern gefällt es, sich bei einer Copa de Vino mit Freunden zu treffen, und viele kaufen sogar noch unsere speziellen Gläser als Souvenir. Wir designen immer wieder neue Copas, so dass auch Sammler auf ihre Kosten kommen. Es war allerdings nicht immer so elegant – als wir in Los Llanos vor neun Jahren mit der FIVIPAL anfingen, gab es noch keine Tapas, und der Wein wurde in Plastikbechern ausgeschenkt.

Weinmesse FIVIPAL in Los Llanos 2017: Seit dem Start vor neun Jahren werden ständig mehr Besucher gezählt. Foto: Consejo Regulador
- Bei der FIVIPAL in Los Llanos 2017 war der Andrang so groß wie nie. Wer die Weinmesse kannte, stellte allerdings fest, dass ein paar Bodegas, die sonst immer dabei waren, fehlten…
Eva Hernández: Ja, der Grund dafür ist, dass die DO-Bodegas 2016 insgesamt nur 793.000 Kilo Trauben für die Weinproduktion zur Verfügung hatten – 2015 waren es noch 1,4 Millionen Kilo. Ursachen dafür waren der zu warme und zu trockene Winter 2015/16 und der Waldbrand im August 2016, der viele Rebstöcke in den Zonen von Fuencaliente, El Paso, Tamanca und Las Manchas zerstörte. Je nach Größe und geographischer Lage der Bodegas ist deshalb zuwenig Wein des Jahrgangs 2016 vorhanden und reicht nicht, um ihn bei Events wie der FIVIPAL auszuschenken. Manche Kellereien müssen einteilen, um ihre treuen Kunden wie Restaurants oder Bars beliefern zu können, und Abstriche bei der Neukundenwerbung machen. Denn auch in schlechten Jahren mit wenig Ertrag gilt: Es kommen nur 100 Prozent Trauben aus La Palma in die DO-Weine.

Vinos tintos mit dem DO-Siegel La Palma: “Bei den Roten haben wir einen qualitativen Sprung nach vorn gemacht”, sagt Kontrollrat-Geschäftsführerin Eva Hernández. Foto: Consejo Regulador
- Wie sind die Prognosen für den Jahrgang 2017?
Eva Hernández: Der Winter 2016/17 war im Blick auf die klimatischen Bedingungen besser als der vorangegangene, denn die Reben brauchen zu dieser Jahreszeit kalte Stunden und Regen, um sich zu entwickeln. Aber noch bleibt viel Zeit bis zur Lese – mal sehen, ob alles gut geht. Unsere Winzer sagen: “Noch schlafen die Trauben viele Nächte außerhalb der Bodega…”
- La Palma ist eine kleine Insel, die im Blick auf die Weinmenge und Preise logischerweise nie mit großen Anbaugebieten auf dem europäischen Festland mithalten kann. Wie sieht der DO-Kontrollrat die Entwicklung bei der Qualität?
Eva Hernández: Unsere Weißweine waren schon immer ausgezeichnet, und bei den Roten haben wir einen qualitativen Sprung nach vorn gemacht. Die Bodegas haben modernisiert und technisiert, jede einzelne sucht ihren speziellen Weg – aber der Weinbau auf La Palma hat viele verschiedene Realitäten hinsichtlich der Lage der Rebgärten und des Klimas.
- Ist der Kontrollrat für DO-Weine aus La Palma nach 24 Jahren Arbeit zufrieden?
Eva Hernández: Ich denke, es war eine wunderbare Idee, die ganze Insel unter einem DO-Dachverband zusammenzubringen – auf Teneriffa zum Beispiel gibt es fünf verschiedene Denominación Origen-Etiketten. Dagegen macht für unsere kleine Insel ein Herkunfts- und Qualitätssiegel absolut Sinn und ist auch für Weinliebhaber von außerhalb besser zu verstehen. Und gerade weil La Palma so klein ist, haben wir eine bessere Teamarbeit und einen engeren Verbund aller Beteiligten. Man muss allerdings bedenken, dass die Bodegas auf La Palma unter der Aufsicht des Kontrollrats erst 24 Jahre arbeiten, das ist nicht lange, wir sind wie alle DO-Verbände auf den Kanarischen Inseln noch sehr jung im Vergleich mit denen auf dem Festland. Wir müssen noch viele Erfahrungen machen und Probleme lösen. Zum Beispiel den Verlust von Weingärten und deren Neuanlage: Zwei Waldbrände in den vergangenen acht Jahren haben viel zerstört… Insbesondere die Winzer in den Naturschutzgebieten im Süden haben große Schwierigkeiten, neue Reben zu pflanzen, weil die technischen Hilfsmittel durch den Naturschutz stark eingeschränkt sind. Es gibt also noch sehr viel zu tun – ich glaube, wir fangen gerade erst an… (lacht).
Eva, wir danken Ihnen für das Gespräch, das Weinzähnen einige Aufschlüsse geben dürfte. Noch mehr Informationen finden alle, die sich für Vinos Denominación Origen de La Palma interessieren, auf der Website des Consejo Regulador in verschiedenen Sprachen.

Akten von 1.100 Weinbauern im Büro des Kontrollrats für DO-Weine auf La Palma in Fuencaliente: “Wir müssen im Blick auf Kontrolle, Qualitätssicherung und Subventionen alles nachweisen können”, erklärt die Geschäftsführerin des Consejo Regulador. Foto: La Palma 24
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