Wie stabil ist die Cumbre Vieja? Kanarische Vulkanforscher klären auf
Mega Tsunami-Panikmache:
INVOLCAN gibt ein Kontra
Das Instituto Volcanológico de Canarias (INVOLCAN) hat öffentlich zur Stabilität des Vulkanrückens Cumbre Vieja auf La Palma Stellung genommen. Anlass dazu gibt laut INVOLCAN die erneut geschürte Furcht vieler Menschen durch Sensationsberichte in den Medien, die nach der Mikrobeben-Serie im Süden der Insel ab dem 7. Oktober 2017 wieder einmal die Gefahr eines Mega-Tsunamis durch den Abbruch der Westflanke von La Palma beschwören.

La Palma: Fast 20 Jahre alt ist die furchterregende Theorie, dass die Inselflanke im Südwesten bei einem neuerlichen Vulkanausbruch abbrechen und einen Mega-Tsunami auslösen könnte. Nach der Mikro-Beben-Serie ab, die am 7. Oktober 2017 begann und sich inzwischen beruhigt hat, wird diese Panikmache in der Yellow-Press wieder einmal verbreitet. Foto: INVOLCAN
Panikmache hat sich schon immer gut verkauft, und die 1999 erstmals von Simon Day, Bill Mc Guire und Steven Ward beschworene Inselabbruch-Theorie ist inzwischen ein Dauer-Seller in vielen Medien geworden. Das Trio geht davon aus, dass ein vertikaler, mehrere Kilometer tiefer Riss von Norden nach Süden zig Kilometer lang durch die Cumbre Vieja verläuft. Entlang dieses Grabens, glauben die „Risikoforscher“, könnte die Südwestseite von La Palma abbrechen, ins Meer rutschen und einen Mega-Tsunami erzeugen, wenn sich bei einem künftigen Vulkanausbruch das Grundwasser aufheizt, ausdehnt und den Fels sprengt.
Die INVOLCAN-Wissenschaftler nehmen den Panikmachern allerdings den Wind aus den Segeln: Der große Bruch könne nicht bestätigt werden, weder in der vermeintlichen Tiefe, noch in der vermuteten Länge. Richtig sei nur, dass es geologisch schwache Schichten gebe, die aus früheren Erdrutschen stammten. INVOLCAN weist deshalb die Theorie vom Abbruch des Westteils der Cumbre Vieja bei einem Vulkanausbruch als „zu simple Hypothese“ zurück. Die Experten von den Kanaren erklären das Vulkangebäude für stabil – dies hätten geomechanische Modelle und Stabilitätsanalysen ergeben.
Seriöse Wissenschaftler sind sich einig:
Die Cumbre Vieja ist stabil!

Die Cumbre Vieja: Dieser aus vielen Vulkanen bestehende Rücken von La Palma zieht sich von unterhalb der Mitte bis in den Süden der Insel. Foto: INVOLCAN
Damit gehen die INVOLCAN-Forscher einig mit Wissenschaftlern der Fakultät für Hoch-Tief-Bau und Geowissenschaften an der Universität Delft in Holland. Die Niederländer simulierten gleich nach Bekanntwerden der Schreckenstheorie Vulkanausbrüche und Wasserdampf-Explosionen am Computer und stellten fest, dass sich die Westflanke von La Palma nicht so einfach absprengen lässt: 12.000 bis 18.000 Giga-Newton, das entspricht in etwas der Beschleunigungskraft von 600 Millionen modernen Kampfjets, müssten dafür aufgewändet werden. Und diese Power, so das Team aus Delft, könne sich bei einem Vulkanausbruch nicht anstauen, da sich der Wasserdampf nicht nur seitlich im Gestein ausdehne, sondern auch nach oben entweiche.

Der letzte Vulkan, der auf La Palma ausbrach, war der Teneguía: Die gemäßigte Eruption beobachteten die Palmeros im Oktober 1971 beim Picknick aus kurzer Entfernung.
INVOLCAN ergänzt diese Aussagen mit einem Worst-Case-Szenario: „Für einen Abbruch müssten gleichzeitig ein sehr starkes Erdbeben und ein explosiver Vulkanausbruch stattfinden, außerdem müsste die Cumbre Vieja 1.000 Meter höher sein als jetzt.“ Um so groß zu werden, braucht das Vulkangebäude noch schätzungsweise 500.000 Jahre. Außerdem erachten die kanarischen Vulkanologen die Wahrscheinlichkeit, dass auf La Palma ein Feuerspucker mit einer massiven Explosion gleichzeitig mit einem sehr starken Erdbeben ausbricht, im Blick auf die Aufzeichnungen der eher gemäßigten Eruptionen der Vergangenheit als „äußerst gering“.

Die Cumbre Vieja ist stabil, und derzeit gibt auch es keine Anzeichen für einen Vulkanausbruch trotz der vielen Mikrobeben in den vergangenen zwei Wochen: Die INVOLCAN-Messungen der Kohlendioxidwerte, die täglich aus dem Vulkangebäude aufsteigen, erwiesen sich als normal. Foto: INVOLCAN
Fazit von INVOLCAN: „Die Cumbre Vieja ist stabil… Man muss in Betracht ziehen, dass die Autoren der Flankenabrutsch-Theorie niemals von einer Wahrscheinlichkeit, sondern immer von einer Möglichkeit gesprochen haben“. Außerdem hätten die Risikoforscher stets den Zeitpunkt mit „früher oder später, man weiß nicht wann“ sehr schwammig formuliert und so maßgeblich zur Beunruhigung der Menschen beigetragen.
Diese hier erläuterten Erkenntnisse wurden im Rahmen eines Projektes des Instituto Geológico y Minero de España (IGME) und INVOLCAN-Forschern erlangt.
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