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Karnevalstraditionen auf La Palma

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Karnevalstraditonen auf der Isla Bonita: Día de Los Indianos und mehr…

Babypuder-Schlachten, weiße Indianer

und abgefackelte Sardinen

 Karneval in Rio ist schillernd und sexy. Karneval in Köln ist “alaaaf”. Und Karneval auf La Palma ist einfach total ausgeflippt. Hier fliegt statt Konfetti mal weißer, mal bunter Puder durch die Luft, hier tanzen “weiße Indianer” durch die Straßen, und hier brennen Sardinen aus Papier und Stoff. Kurz: Die Isla Bonita braucht sich in Sachen Ausgelassenheit nicht zu verstecken.

 

Impressionen vom Día de Los Indianos vergangener Jahre: Wenn Petrus mitspielt, und es nicht regnet, gibt es heute wieder neue Fotos von

Impressionen vom Día de Los Indianos vergangener Jahre: Am heutigen Rosenmontag, 12. Februar 2018, versammeln sich die “weißen Indianer” erneut in der Hauptstadt der Kanareninsel La Palma zur Pulverschlacht. Fotos: www.indianos.info, Stadt

Das populärste Karnevalevent auf La Palma ist der Día de Los Indianos am Rosenmontag in der Inselhauptstadt Santa Cruz, der am heutigen 12. Februar 2018 erneut über die Bühne geht – zum Programm. Die Stadt und alle Fans hoffen, dass der Pulverrausch nicht in einer Schlammschlacht endet, denn die Wetterfrösche haben Regen angekündigt.

Dia de Los Indianos heißt das Spektakel, bei dem sich seit Jahren zigtausende Fans zu einer einzigartigen Fiesta versammeln. Dabei handelt es sich nicht um wilde Rothäute – die Indianas und Indianos treten vielmehr mega-schick in weißen oder beigen Roben und Anzügen im Kolonial-Stil aufs närrische Parkett. Hüte sind Pflicht, und Accessoires wie Schirmchen, Täschchen, Koffer oder sogar Papageien runden das pittoreske Bild ab. Bunte Punkte setzen die Palmeros, die sich als Sklaven verkleiden und mit schuhcremegeschwärzten Gesichtern durch die Altstadt wirbeln. Allen voran tanzt die Galleonsfigur des Día de Los Indianos, die Negra Tomasa – eine Maske, hinter der sich Victor Lorenzo Díaz Molina alias Sosó verbirgt.

Kleiner Gang durch die Geschichte des Día de Los Indianos

Die Kombination aus schwarz und weiß beim Día de Los Indianos ist eine Parodie: Auf den Arm genommen werden damit die Palmeros, die zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert nach Latein- und Südamerika ausgewandert waren und ihren dort erworbenen Reichtum bei ihrer Wiederkehr oft schamlos zur Schau stellten. Eine erste Persiflage auf dieses politisch nicht wirklich korrekte Verhalten der Rückwanderer gab es schon 1920, als erstmals eine Gruppe von Freunden kolonial gewandet durch den Karneval in Santa Cruz flanierte. 1966 wurden die Indianos offiziell Bestandteil des närrischen Programms, und vor mehr als 20 Jahren erfand Sosó die Figur der Negra Tomasa.

Woher kommt die Talkum-Tradition?

Bilder von der Gran Polvacera in Los Llanos am vergangenen Samstag, 10. Februar 2018: Hier fliegt seit 2016 bunter Puder durch die Luft. Fotos: Stadt

Bilder von der Gran Polvacera in Los Llanos am vergangenen Samstag, 10. Februar 2018: Hier fliegt seit 2015 auch bunter Polvo durch die Luft. Fotos: Stadt

Erstaunlich ist, dass die Indianas und Indianos null problema damit haben, dass ihre oft in aufwändiger Handarbeit gefertigten Roben im Hexenkessel Santa Cruz in null-komma-nix vom Talkum-Puder ruiniert werden. Tonnenweise fliegt der weiße Staub durch die Luft und setzt sich gnadenlos in jeder Kleider- und Gesichtsfalte ab. Die Historikerin Maria Victoria Hernández weiß, dass die Polvo-Tradition viel älter als der Día de Los Indianos ist. Schon in Dokumenten aus dem 17. Jahrhundert werde erwähnt, dass man sich am Rosenmontag “pulverisiert” habe. Manche erklären dies nach Angaben der Geschichtswissenschaftlerin mit afro-kubanischen Bräuchen, bei denen die Haut weiß bemalt werde. Wieder andere, so Maria Victoria, führten den karnevalistischen Puderregen darauf zurück, dass Rückkehrer aus den Tropen im Hafen von Santa Cruz mit Chemikalien eingesprüht wurden, um zu vermeiden, dass sie Krankheiten einschleppen.

Weißes und buntes Inferno in Santa Cruz und Los Llanos

Aber wie auch immer: Seit den 1980er-Jahren vereinigen sich Polvo und Indianos in weißen Wolken. Um diese w-clouds zu fördern, verteilt die Stadt Santa Cruz am Rosenmontag sogar kostenlos Babypuder-Dosen ans närrische Volk, und die ganz Harten bauen sich Geräte bis hin zu Kanonen, um das weiße Zeug mit ordentlich Dampf in die durchgeknallte Szene zu ballern.

Übrigens wabert in Los Llanos heutzutage nicht mehr nur Talkum durch die Luft: 2015 wurde  der karnevalistisch-avantgardistische Einsatz von buntem Puder eingeführt. Der nebelt bei einem der närrischen Highlights, der Gran Polvacera, alle ein – am vergangenen Samstag genossen diese spektakuläre Sause wieder Tausende in der City der Aridane-Metropole (siehe Fotos links und Titelbild).

Tipp: Vorm Eintauchen in die Pulverschlacht empfiehlt sich Selbstbestäubung. Foto: indianos.info

Tipp: Vorm Eintauchen in die Pulverschlacht empfiehlt sich Selbstbestäubung. Foto: indianos.info

Traditionell mit Babypuder geworfen wird aber weiterhin auf der büdchenumrahmen Festmeile der Stadt, wo während der Karnevalszeit nach wie vor das Motto “Weißer geht´s nicht” gilt. hier Zum aktuellen Narrenprogramm von Los Llanos, das noch lange nicht zu Ende ist – hier klicken.

 

Weiser Rat für Greenhorns: Wer auf La Palma zum Karneval geht, sollte die Designerklamotten zuhause lassen. Ideal für die Polvo-Schlacht wären Friesennerz und Südwester. Vor allem Leute, die bunt gekleidet in die weiße Szene eintauchen, werden sofort aufs Korn genommen. Tipp: Babypuder kaufen (gibt´s in allen Supermärkten zum Karneval in rauen Mengen) und vorm Betreten des Schlachtfelds über den eigenen Kopf schütten  – das schützt vorm Allerschlimmsten. Dann kann die Fiesta losgehen! Bei Samba- und Salsaklängen wird gefestet bis der Arzt kommt – oder noch länger, weil der Doktor mitfeiert.

Zum Schluss kommt die Sardine auf den Rost Am Aschermittwoch ist der Karneval in Deutschland vorbei – aber nicht auf La Palma! Carnaval adíos heißt es erst, wenn die Sardine beerdigt ist, und nicht mal immer dann. In einer feierlich-gruseligen Prozession aus schwarzgewandeten Trauergästen und angsteinflößenden Henkersknechten werden die Stoff-und-Pappendeckel-Fische durch die Ortschaften getragen, wobei es allerdings ziemlich fröhlich zugeht. Höhepunkt ist das Abfackeln der Sardinas - und dann wird natürlich noch ein bisschen weitergefestet... Die bisher bekannten Sardinen-Terminen 2018 haben wir ebenfalls auf unserer Karnevalsseite zusammengefasst.

Zum Schluss kommt die Sardine auf den Rost
Am Aschermittwoch ist der Karneval in Deutschland vorbei – aber nicht auf La Palma! Carnaval adíos heißt es erst, wenn die allerletzte Sardine der Insel beerdigt ist, und nicht mal immer dann. In einer feierlich-gruseligen Prozession aus schwarzgewandeten Trauergästen und angsteinflößenden Henkersknechten werden die Stoff-und-Pappendeckel-Fische durch die Ortschaften getragen, wobei es allerdings ziemlich fröhlich zugeht. Höhepunkt ist das Abfackeln der Sardinas – und dann gibt´s natürlich noch eine kleine Aprés-Burn-Out-Fiesta… Die bisher bekannten Sardinen-Termine 2018 haben wir ebenfalls auf unserer Karnevalsseite zusammengefasst.

 

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